Musizierlust, ausgefeilte Technik und Interpretationsfinesse Friedrichshafen 2.5.2012
Südkurier von Elfi Braschel
Trio-Sonaten mit „Arsatius Consort“ auf Originalinstrumenten in der Musikschule Friedrichshafen
Wenn Musizierlust, ausgefeilte Technik und Interpretationsfinesse aufeinandertreffen, dann kann ein Konzert die reinste Wonne sein. So wie am Sonntagnachmittag in der Musikschule Friedrichshafen mit vier Musikern aus dem Ensemble „Arsatius Consort“ unter der Leitung von Georg Brunner: Johannes Becher (Barockvioloncello), Georg Brunner (Barockvioline), Karin Strehlow (Cembalo) und Martin Wenner (Traversflöte). Ihre ausgewählten, teils wenig bekannten, feinen Trio-Sonaten deutscher, italienischer und französischer Komponisten – zum Beispiel Bach, Telemann, Couperin oder Locatelli – sind wahre Kleinodien aus der Schatzkiste des Barock, in der auch weitgehend unbekannte Komponisten zu finden waren wie Melchior Chiesa aus Mailand. Die Originalinstrumente mit ihrem andersartigen Klang zu spielen und zu handhaben erfordert ein hohes Maß an Virtuosität, welche die vier flexiblen Musizierenden bis in die Feinheiten hinein beherrschen. Das ist auch der Grund, weshalb sich das Freiburger Gesamtensemble durch seine Konzerttätigkeit für alte Musik im süddeutschen Raum bereits einen hervorragenden Ruf erspielt hat. Mit dieser intimen Form des Musizierens ist der Zuhörer ganz nah am Interpreten und kann die Musik somit besonders intensiv aufnehmen. Vollkommen einheitlich und wie aus einem Guss kommt das Zusammenspiel des kleinen Ensembles daher. Seine Aufführungspraxis hat all das, was eine exzellente Interpretation ausmacht: leichtfüßig, tänzerischer Schwung oder innigste Ausgestaltung. Von Brunner sind die unterschiedlichen Stileinflüsse oder Stilmischungen der jeweiligen Kompositionen zu erfahren und dass sich barocke Kompositionen auch voneinander unterscheiden können. Diese Eigenheiten hörbar zu machen und je nach Stil zu variieren, ist eine weitere Kunst von Arsatius Consort. Karin Strehlows Präludium von Bach und Chaconne von D'Anglebert sowie ein Stück aus Six Ordres von Couperin sind wahre Leckerbissen. Empfindsamer als Wenner kann man die Traversflöte mit ihrem ausnehmend seidenweichen Klang wohl kaum spielen. Und er beherrscht sie mit einer Wendigkeit, die ihresgleichen sucht. Mit seinem beseelten Spiel verzaubert Wenner ein ums andere Mal. Doch wenn sich alle Vier dem Spiel hingeben, dann ist das Hochgenuss pur. Dann entsteht ein Klanggemälde aus überwiegend pastellfarbenen Tönen, von etwas dickeren Pinselstrichen hier und da intensiver aufgefrischt. Hier wird die ganze Farbigkeit des Barocks wieder lebendig. Edel und fein, teilweise so filigran und duftig wie gesponnen, bleibt das Ensemble auch bei jagendem Tempo bewundernswert geschlossen und schwerelos. Nur wer diese Art von Musik vollständig verinnerlicht hat, kann so zartfühlend und großartig mit ihr umgehen wie Arsatius Consort.